Es ist das bekannteste Bild Katsushika Hokusais und vielleicht das berühmteste japanische Kunstwerk überhaupt. Hokusais ‚Große Welle vor Kanagawa‘, als Teil der Serie zwischen 1830 und 1836 entstanden, hat sich unauslöschlich ins weltweite Bildgedächtnis eingeprägt. Die Serie heißt “36 Ansichten des Berges Fuji” und zeigt herausragende dem Ukiyo-e-Genre zuzuordnende Szenen mit Landschaft und Menschen um den berühmten Schicksalsberg der japanischen Mythologie und Kultur.
Von diesem Hokusai wissen wir wenig, Er wurde wohl 1760 in der Region des heutigen Tokyo geboren und bestritt ein typisches japanisches Künstlerleben, zunächst in Armut, mit zunehmender Anerkennung seiner Kunst dann in bescheidenem Wohlstand. Unter japanischen Künstlern war es üblich, von Zeit zu Zeit den Namen zu wechseln – zumeist verbunden mit Wechseln in den Lebens- und Schaffensphasen. Hokusai machte davon in seinem Leben reichlich gebrauch. Als er im Mai des Jahres 1849 starb, hatte er sein Oevre auf mehr als vierzig verschiedene Künstlernamen verteilt. Auch das macht es schwierig, den Spuren des Künstlers heute zu folgen. Hokusais Werk umfasst eine Vielzahl von Holzschnitten, ein Feld, auf dem er es zu unbestritten herausragenden weltweiten Meisterschaft gebracht hat. Aber auch auf den Feldern der Malerei und Zeichnung war er prägend für die japanische Kunst. Auch ist er bis heute sicher der japanische Künstler, der den nachhaltigsten Einfluss auf die europäische Kunstszene gehabt haben dürfte. Manet, Degas, Gaugin und van Gogh, aber auch Franz Marc und August Macke kannten und schätzen die Arbeiten Hokusais. Alles 36 Holzschnitte (sowie 10 weitere – auf Grund des großen Erfolgs der Serie später noch hinzugefügte) zeugen von der großartigen Meisterschaft und Präzision Hokusais in der Holzschnitt-Technik. Die vielen unterschiedlichen Farben in jedem Motiv erfordern jeweils eine eigene Druckplatte, die mit außergewöhnlicher Präzision den weiteren Farbplatten angepasst ist. Auch gelingen Hokusai zum Teil fast fließende Farbübergänge, die mittels Holzdrucktechnik kaum zu erzeugen sind. Auch dies ist einzigartig. Der gesamte Zyklus der 36 Holzschnitte ist in Japan sehr bekannt, doch hat es nur “Die große Welle” zu fast ikonenhafter Bekanntheit in der ganzen Welt gebracht. Meisterhaft gearbeitet sind sie alle. Aber vielleicht ist es die besondere Klarheit und Einfachheit des Motivs, das diesen Holzschnitt überall auf der Welt verständlich macht.
Im Vordergrund das gewaltige, bedrohliche, bewegte Meer, das Schicksal spielt mit den Menschen in den kleinen Booten, im Hintergrund klein, aber doch um so gewaltiger der ruhende Fels des Berges Fuji, des Berges also, der für jeden Japaner die Unsterblichkeit, ja Sehnsucht und Schicksal schlechthin verkörpert. Der Schnitt fasziniert vor allem durch den künstlerischen Eigenwillen, mit dem die namengebende Woge stilisiert wird: Sie ist in eine kräftige Umrisszeichnung gefasst, ihr Körper wird von deutlich kontrastierenden Bögen strukturiert, wie hundert Arme greifen die Zacken ihrer Schaumkrone aus, die Gischt ist kein Schleier, sondern eine Vielzahl scharfrandiger Kreise. Doch trotz der klaren Linienführung, die zu einem nicht geringen Teil natürlich der Technik des Farbholzschnittes geschuldet ist, wirkt die Welle nicht statisch: Im nächsten Augenblick, daran besteht kein Zweifel, wird sie über den drei verzweifelt kämpfenden Ruderbooten zusammenbrechen. Doch Hokusais ‚Große Welle vor Kanagawa‘ zeichnet mehr aus als eine treffende Naturbeobachtung. Auf berückend einleuchtende Weise ist der Berg Fuji im Hintergrund in das dramatische Geschehen eingebunden. Auf den ersten Blick könnte man auch ihn für eine schaumbedeckte Welle halten, doch bei näherem Hinsehen ist es der jedem Japaner altvertraute Anblick des Fuji-san, des „lieben Fuji“, wie sein Ehrentitel lautet. Hier hat er nun die Größe, sich von einer nur wenige Meter hohen Meereswoge zum Zwerg machen zu lassen. Der größte Berg Japans eine kleine Woge aus Fels, wacker sich abmühende Menschen nur Schaumfetzen im Wind. Hokusais ‚Große Welle vor Kanagawa‘ stellt „Größe“ als sinnlose Kategorie bloß. Und ersetzt sie durch die zeitlose Schönheit eines winzigen Augenblicks.
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